Interview mit Christian Schrepfer

Nachhaltigkeit im Produktdesign

Welche Potenziale sehen Sie im Design in Zukunft?
Gestaltung ist bei der Umsetzung von Ideen wesentlich, dabei kann ein Produkt entstehen oder auch ein System. In der Gestaltung der systemischen Zusammenhänge von Produkten sehe ich Potenzial.
In unserer heutigen Zeit gibt es viele richtige Lösungen, oftmals gleichzeitig. Die Frage ist, wie hängen die Dinge miteinander zusammen und wie beeinflusst das den Gestaltungsprozess. Wer produziert wo, welches Produkt, für wen? Und wie? – mit welchen Materialien und Ressourcen? Design kann die Art und Weise gestalten, wie sich unsere Welt ständig weiterentwickelt und verbessert. Das klingt vielleicht etwas „cheesy“ ist aber wahr.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Sie?
In den letzten Jahren ist die Komplexität deutlich geworden. Dass ein Produkt oder ein Verhalten nachhaltig sei, ist schnell behauptet, aber im Grunde genommen ist es fast unmöglich es zu messen. Nachhaltigkeit hat also viel mehr mit Ehrlichkeit zu tun als mit Verzicht.
Formal stellt sich die Frage, wie wir es zusätzlich schaffen, das Thema in den Produkten erkennbar zu machen, den Nutzer dafür zu begeistern und zu faszinieren. Ein Produkt, welches nicht nur gut ausschaut und funktioniert, sondern womit der Nutzer sich identifiziert, weil es im ehrlichen Sinne einen nachhaltigen Wert hat, schafft Emotion. Und ein Produkt mit emotionalem Wert hat am Ende die höchste Lebenserwartung.

Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie aktuell in Ihrer Branche?
Der Designprozess wird zunehmend interdisziplinär. Dabei ist es die Rolle des Designers, zu Beginn der Prozesse Fragen zu stellen und zu überlegen, wie es anders gehen könnte.
Neben Produkten für Grillgerätehersteller arbeiten wir in unserem Studio beispielsweise gerade an Möbeln für den Healthcare- und Altenpflegebereich. Hier gibt es unendlich viele systemische Zusammenhänge, ein riesiges Potenzial und Nachhaltigkeit im Sinne der Nutzerzufriedenheit.

Warum sind Sie Designer geworden?
Mein persönlicher Wunsch war schon immer, dass Leben und Arbeiten eins werden. Ich möchte mich mit den eigenen Ideen beschäftigen und mich gleichzeitig austauschen. Design war für mich nie nur Gestaltung im Sinne der Form, es geht mir vielmehr um das Denken, das Verändern, Verwerfen und Vorschlagen. Ich bin fasziniert von industriellen Prozessen, von Automationen, Materialeigenschaften und kulturellen Unterschieden. Mein Studio in Wien ist nicht nur mein Arbeitsplatz, es ist auch Teil meines Lebens.

Beitragsinfo

Dieses Interview entstand anlässlich der Auszeichnung reddot winner 2022 best of the best für die Otto Wilde Plattform und wurde in Kurzfassung im Red Dot Design Yearbook 2022/23 veröffentlicht.

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