Tagklinik behandelt Menschen mit psychischen Erkrankungen

Unscheinbar am Rande der Innenstadt gelegen hat sich die „Tagklinik Rosenheim“ zu einer in der Region einzigartigen Einrichtung entwickelt. Täglich gehen hier knapp 50 Patienten ein und aus und finden ihren persönlichen Ausweg aus der Krise. Das Klinik-Team hat sich unter anderem spezialisiert auf die Behandlung von Depressionen, Verhaltensstörungen, Angst- und Suchterkrankungen und erzielen damit beachtliche Erfolge.

Seit einigen Jahren greift in der Tagklinik Rosenheim des Bezirksklinikums Gabersee ein Modellkonzept, das bundesweit Schule macht. In der offenen Atmosphäre eines so gar nicht nach Klinik ausschauenden Hauses durchlaufen die Patienten ein intensives Therapieprogramm und fahren abends wieder nach Hause. „… das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Patienten das Gelernte daheim sofort umsetzten können.“ erläutert der leitende Oberarzt Dr. Marcus Neumann. „Wir bieten hier alle Leistungen einer Klinik, aber die Patienten werden nicht aus ihrem Alltag gerissen. Wer abends heimkommt, fühlt sich nicht so ausgegrenzt.“ Wichtig sei es vor allem, den seelisch Erkrankten die Schwellenangst vor einer Therapie zu nehmen. „Mir kann doch geholfen werden!“ stellen die Tagklinik-Patienten nach einer oft sehr langen Leidenszeit erleichtert fest.

Mit einem Beinbruch geht man selbstverständlich zum Arzt, aber mit den Anzeichen einer psychischen Erkrankung kommen die wenigsten klar. Zu ungenau und von Vorurteilen geprägt ist das Thema Psychologie. In der Rosenheimer Tagklinik will man dem entgegenwirken. Diagnose und Therapie nehmen hier je nach Erkrankung drei bis sechs Wochen in Anspruch. Gemäß Qualitätsbericht erzielt man in der Tagklinik Rosenheim effektiv die gleichen Erfolge wie bei einer stationären Therapie. Nur mit einem Vorteil: Die Behandlungskosten sind bei weitem nicht so hoch.

Als teilstationäre Akutklinik hat die Tagklinik Rosenheim einen guten Ruf weit über den Landkreis hinaus: Teilweise reisen die Patienten aus Berchtesgaden, Traunstein oder München an. Kein Wunder, dass mit einer Wartezeit von bis zu vier Wochen gerechnet werden muss. Dabei ist die Tagklinik Rosenheim mit 46 Behandlungsplätzen eine der Größten, vergleichbare Einrichtungen bieten im Durchschnitt nur 20 Plätze an. Unverständlich angesichts der Tatsache, dass sich psychische Erkrankungen häufen. „Wir beobachten, dass insbesondere depressive, aber auch selbstzerstörerische Erkrankungen zunehmen.“ so Neumann. Um so erschreckender, dass erfahrungsgemäß nur ein Bruchteil der Patienten rechtzeitig behandelt wird. Offensichtlich werden psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert. Dabei entsteht ein Teufelskreis, in welchem psychische Probleme nicht selten auch zu Suchtproblemen führen. Ein kürzlich in der Tagklinik behandelter Patient stand als Polier in einer Baufirma permanent unter so starkem Druck, dass er immer häufiger zur Flasche griff. Neumann: „Er schaffte es einfach nicht, sich gegenüber seinem Team durchzusetzen. Bei uns hat er gelernt, Konflikte besser zu lösen und sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen.“ So geht es meist um ganz normale Menschen in ganz normalen Situationen. Durch eine individuelle Kombination aus Gesprächstherapie, Entspannungsverfahren, Kreativitätstechniken und vielem mehr lernen die Betroffenen, ihre individuellen Herausforderungen künftig unbeschadet zu meistern.

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