Für immer mehr Mädchen und junge Frauen werden Magersucht, Brechsucht und sonstige Essstörungen zur lebensbedrohlichen Gefahr. Der Weg zur Heilung ist lang. Essstörungen zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. In der Pubertät erkranken vor allem Mädchen an Magersucht oder Brechsucht, um ihren Körper an der fortschreitenden körperlichen Veränderung zu hindern. Hingegen sind junge Frauen zumeist vom krankmachenden Schlankheitswahn beeinflusst und scheitern am teilweise extremen Schlankheitsideal der Modewelt. Dabei ist die Magersucht die gefährlichste aller Essstörungen und nicht zu unterschätzen: 10 bis 15 Prozent der erwachsenen Betroffenen sterben daran.
Die Priener Klinik Roseneck hat sich auf die gezielte Behandlung von Essstörungen spezialisiert und sich auf diesem Gebiet der psychosomatischen Erkrankungen einen guten Ruf erarbeitet. Ihr ärztliche Direktor und Chefarzt Professor Dr. Manfred Fischer ist seit März 2006 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS), die Anfang des Monats zur ersten Jahrestagung nach Prien einlud. „In Zeiten, in denen Magersüchtige und Ess-Brechsüchtige im Internet im Rahmen der Bewegung `Pro-Ana` und `Pro-Mia` ihre schwere Erkrankung als Selbstverwirklichung oder Lifestyle-Instrument verharmlosen oder sogar verherrlichen, ist von Seiten der Psychologen und Ärzte dringender Handlungsbedarf notwendig“, so Fischer. Insbesondere Früherkennung und Prävention sind laut DGESS für den Erfolg einer späteren Therapie entscheidend. Die Heilungschancen dieser zumeist chronischen Erkrankung verbessern sich mit einer möglichst frühzeitigen Diagnose und Behandlung.
In Prien stehen circa 100 der insgesamt 379 Klinikbetten für Patienten mit einer akuten Essstörung bereit. Josef Stöger, Patienten-Ansprechpartner der Klinik Roseneck, beziffert die Wartezeit auf durchschnittlich zwei bis vier Wochen. Da die meisten Akutfälle noch im schulpflichtigen Alter sind, gehören die Ferienzeiten im Frühjahr und Sommer zu den voll belegten Zeiträumen des Jahres. Die Aufenthaltesdauer in der Klinik hängt laut Stöger stark vom Einzelfall ab. Bei Essstörungen geht man in der Regel von mindestens von acht bis zwölf Wochen aus, besonders schwere Fälle bleiben mitunter länger in stationärer Behandlung, um das Rückfallrisiko zu minimieren. Dabei hat sich eine Kombination von Einzel- und Gruppentherapie bewährt, in denen die Betroffenen alternative Bewältigungsstrategien für ihren Alltag erlernen.