Wie entscheidend Wandfarben einen Raum prägen, merkt man oft erst, wenn man sie ändert. Im Zusammenspiel mit Möbeln und Wohnaccessoires lassen sich durch kreative Gestaltungsideen höchst attraktive Effekte erzielen. Erfahren Sie an dieser Stelle alles Wissenswerte über Farben, Materialen und Gestaltungstechniken samt Tricks und Tipps. Denn egal, ob man selbst zum Pinsel greift oder lieber einen Profi engagiert – man sollte sich vorab einen Einblick in die Möglichkeiten der Wandgestaltung gönnen.
Die Macht der Farben
Was nüchterne Menschen wohl eher verneinen würden, ist für viele Wissenschafter, die sich mit der menschlichen Wahrnehmung beschäftigen, ein klarer Fall: Die uns umgebenden Farben haben einen deutlichen Einfluss auf unser Befinden.
Bei der Farbauswahl sollte man daher intuitiv seinem Bauchgefühl vertrauen. Die weitaus meisten Menschen bevorzugen bestimmte Grundfarben, man spricht auch von Farbtypen. Während der eine die warmen Töne liebt, umgibt sich der andere lieber mit neutralen oder gar eher kühl wirkenden Farben. Diese Grundneigung sollte man nie außer acht lassen – selbst als modischer Mensch, der gern aktuelle Trends aufspürt.
Wie in der Welt der Mode, werden auch für Raumfarben Saison-Trendfarben bestimmt. Die aktuelle Herbst/Winter-Saison legt einen deutlichen Schwerpunkt auf warme natürliche Töne, die ihre Entsprechung im Herbstlaub finden. Mit satten Rot-Tönen, warmen Gelb-Nuancen, teils in Kombination mit erdigen Farbflächen liegen Sie derzeit voll im Trend. Zudem haben sich frische Grün-Töne bereits das ganze Jahr über als wirkungsvolle Akzentfarben im modernen Wohnambiente behauptet. Doch Mode sollte nie zum Diktat werden. Es ist viel wichtiger, dass die Auswahl der Wandfarben mit den jeweiligen Farbvorlieben und Einrichtungswünschen optimal harmoniert.
Entwerfen Sie also zunächst ein grundlegendes Farbspektrum: beispielsweise anregende Rotakzente fürs Wohnzimmer, beruhigende Grün- oder Gelbschattierungen fürs Schlafzimmer, frisches Aquamarin im Bad und lebendige Kontrastfarben im Kinderzimmer.
Materialien pro Gesundheit
Sobald Sie sich auf ein Farbkonzept geeinigt haben, geht es an die Materialauswahl. Ihrer Gesundheit zuliebe sollten Sie dabei unbedingt qualitätsbewusst entscheiden. Wer Produkte mit anerkannten Prüfsiegeln wie dem Umweltzeichen „Blauer Engel“, der „Euroblume“ oder bestimmte TÜV-Siegel wählt, hält sein Zuhause zukünftig frei von gesundheitsschädlichen Ausdünstungen.
Seit Januar 2007 greift eine verschärfte EU-Richtlinie zur Schadstoffreduzierung von Farben, Lacken und Lasuren und wird hoffentlich bis spätestens 2010 alle lösemittelhaltigen Anstriche aus den Innenräumen verschwinden lassen. Im Fachhandel zeichnet sich schon jetzt der Trend zu schadstoffarmen und teils auch komplett schadstofffreien Produkten ab. Trotz Wasserbasis gilt es auch hier, die bestehenden Qualitätsunterschiede zu beachten. 2006 schnitten beim Ökotest der Stiftung Warentest von insgesamt 19 Dispersionsfarben sieben empfehlenswerte Bio-Farben mit „sehr gut“ ab, da diese neben Lösemitteln auch auf synthetische Bindemittel und krebserregende Stoffe wie Styrol verzichten. Zunehmend gefragt sind entsprechend naturreine Silikatfarben, die im übrigen Wänden eine matte und somit sehr edel wirkende Optik verleihen.
Streichen wie die Profis
In den vergangenen Jahren hat sich, was die Streichtechniken angeht, eine ganze Menge getan. Das Streichen mit der guten alten Malerrolle ist mittlerweile schon fast belanglos geworden, heutzutage wird gewischt, getupft, akzentuiert und gelegentlich sogar gewickelt. Allesamt Techniken, die eine willkommene Abwechslung schaffen, wobei das Prinzip denkbar einfach ist: Auf eine Grundfarbe werden eine oder mehrere Farbschattierungen aufgetragen. Je nach Geschick kann man somit die schönsten Effekte erzielen. Es empfiehlt sich allerdings immer, zunächst an einer unauffälligen Stelle oder auf Pappe zu experimentieren.
Eine sehr beliebte Gestaltungstechnik ist die Wischtechnik, wobei auf einem farbigen Putz, einem bereits vor gestrichenen Untergrund oder einen noch gut erhaltenen Altanstrich eine neue Farbschicht unregelmäßig aufgetragen wird. Dazu verwendet man je nach Strukturwunsch Pinsel, Schwämme, Stofflappen, Bürsten, Spachtel oder Flächenstreicher und verteilt damit die Farbpigmente in mehr oder weniger starker Sättigung. Dabei kommen bevorzugt Wandlasuren zum Einsatz, die sich in ihrer Pigmentsättigung vielfach variieren lassen. Als äußerst praktisches Hilfsmittel hat sich der Effekthandschuh bewährt, der das Verstreichen in unterschiedliche Richtungen sowie das punktuelle Auftragen erleichtert.
Bei der Wickeltechnik wird hingegen ein mit Farbe getränktes Tuch gewickelt und anschließend über die Wand gerollt. Eine zugegeben aufwändige Prozedur. Etwas schneller geht es hingegen mit der Tupftechnik, bei der man einen großporigen Naturschwamm verwendet. Auf diese Weise entsteht ein wolkig leicht anmutendes Farbmuster. Wer hingegen dunkle Farben mit Lichteffekten aufhellen möchte, sollte es einmal mit Metall-Akzenten versuchen. Mit Wasser verdünnbare Effektfarben gibt es beispielsweise in Silber-, Kupfer- oder Gold-Tönen, die sich hervorragend mit einem Naturschwamm auftupfen lassen.
Tipps & Gestaltungsideen
Innenarchitekten schreiben der Wandgestaltung grundsätzlich eine herausragende Bedeutung zu. Denn durch eine gekonnte Farbgebungen lassen sich in Bezug auf Raumtiefe und Raumhöhe optische Effekte erzielen: Ein langer, schmaler Raum lässt sich beispielsweise optisch verkürzen, indem man eine der beiden kürzeren Querwände mit einer dunkleren Farbnuance hervorhebt. Kurze Räume lassen sich entsprechend mit einer helleren Farbe an den Querwänden optisch verlängern. Wie bereits viele wissen, ist gerade bei geringer Raumhöhe eine helle Decke ein Muss.
Wer weiße Wände bevorzugt, kann durch farbige Nischen und Mauervorsprünge wirkungsvolle Akzente setzen. Bei einem großzügig geschnittenen Raum lohnt es sich mitunter, im geringen Abstand zur Wand eine Zwischenwand aus Gipsplatten zu errichten. Durch eine geschickte Aufteilung gewinnt man somit hinter der Gipswand Platz für Rollregale und Rollcontainer. Zudem lassen sich zur Raumseite hin dekorative Mauernischen schaffen, welche durch einen Anstrich in Kontrastfarben positiv auffallen können.
Auch Längs- oder Querstreifen in unterschiedlichen Farbtönen sind meist ein guter Blickfang. Sehr modisch sind derzeit knallige Kontrastfarben wie beispielsweise Grasgrün und Pink. Trennen Sie dabei die Farbflächen beispielsweise durch ein dickes weißes Regalbrett – das schafft eine dekorative Abstellfläche und harmonisiert gleichzeitig den krassen Farbkontrast.
In Räumen mit viel Freifläche und nur wenigen Möbeln können zudem große graphische Farbmuster an den Wänden äußerst attraktiv wirken. Dabei lassen sich gerade auch Farben in unterschiedlichen Glanzgraden reizvoll miteinander kombinieren. Wer es lieber etwas zurückhaltender mag, greift vielleicht zu Wandlasuren in Pastelltönen, die eine transparente und zugleich changierende Wandfärbung erzielen. Sollten Sie sich eine Bordüre wünschen, finden Sie im Fachhandel diverse Motiv-Schablonen, die Ihnen ein exaktes Zeichnen ermöglichen. Diese können je nach Geschick natürlich auch in Eigenkreation aus Pappe gefertigt werden. Inzwischen werden zudem so genannte Wandtattoos aus Papier angeboten, die sich auf trockenen und glatten Untergründen leicht aufkleben und auch wieder entfernen lassen.