Die Städtische Galerie Rosenheim zeigt bis zum 30. Oktober zeitgenössische Kunst aus Japan. Die im Geist des Zen geprägten Werke reflektieren auf eindrucksvolle Weise Themen einer modernen Gesellschaft.
Kaum hat man das große rote Tor – eine Holzskulptur des Schriftzeichens „mon“ – vorm Eingang der Städtischen Galerie durchschritten, eröffnet sich dem Besucher eine faszinierende Welt, fremd und vertraut zugleich. Im ersten Saal zeigt Kunito Nagaoka vier seiner Installationen. Archaische Formen erinnern an eine Arche Noah, umsäumt von runden Gebilden. Beim näheren Betrachten erkennt man in den Rillen und Vertiefungen Körner und Reis, eine Hommage an die guten „Lebens-Mitteln“ und deren Gefährdung in unserer Industriegesellschaft. Nagaoka, der in Berlin studiert hat und heute als Professor an Kyotos Seika Universität lehrt, gilt als Grenzgänger zwischen den Kulturen und hat die Ausstellung konzipiert sowie die Künstler ausgewählt. Seiner Freundschaft mit Ludwig Gruber, dem Ideengeber der Ausstellung, verdankt die Städtische Galerie Rosenheim nun dieses kulturelle Highlight. So begegnet der Besucher im weiteren Verlauf der Ausstellung „tor_gate to spiritual roots“ die wandfüllenden Bahnen der jungen Kinuko Naito. Ihre skriptualen Arbeiten mit den Titel „DNA – words of genes“ setzen sich mit Fragen menschlichen Lebens und Genmanipulation auseinander. Auch die Druckgrafiken und Papierarbeiten von Minako Masui wirken gleichsam luftig und besinnlich. Shinkichi Horis dreidimensionalen Bilder „Totem“ zeigen dagegen Sippen-Erkennungsmerkmale als Symbole sozialer Verpflichtungen. Mit den Lebensumständen psychisch kranker Menschen beschäftigen sich die eindrucksvollen Fotografien von Hiroko Inoue, während die Keramik-Skulpuren der Chiyoko Todaka wie eine Flotte geheimnisvoller Schiffe anmuten. Abschließend begegnet man lebensgroßen Holzwesen in Menschengestalt. Gefertigt aus angeschwemmten Holz heben sie allesamt den Blick nach oben. Gefragt nach der Bedeutung des Blicks deutet der Künstler Nagato Iwasaki auf das Mysterium eines übergeordneten Sinns hin.